Wie sich die Arbeitsweltveränderungen auf uns nach der pandemischen Krise auswirken werden.
Als es das erste Mal hieß, alle die potenziell können, gehen ins Homeoffice, war erstmal großer Schockzustand. Alle hatten Sorgen, ob man die Arbeit denn überhaupt genauso gut von zuhause erledigen kann und man wollte schnellstmöglich in das Büro zurück, um in Präsenz arbeiten zu können. Immerhin hatte man zuhause viel mehr Störfaktoren: die Kinder, der Fernseher, das Handy…
Anscheinend haben zuhause allerdings viele auch schnell die Vorteile am Homeoffice entdeckt: Wenn man sich die Zahlen der Beschäftigten im Homeoffice sieht, lässt sich die Frage nach einem langfristigen Anstieg im Homeoffice-Arbeiten erstmal bejahen.
Während vor der Coronakrise nur etwa 4% der befragten Beschäftigten im Homeoffice arbeiteten, stieg der Anteil mit dem ersten Lockdown im April 2020 rasant auf 27% - über ein Viertel arbeitete also im Homeoffice. Danach schwankte die Zahl immer zwischen 14% und 24%.(1)
Dienstleistungen von Zuhause
Besonders oft von Zuhause aus arbeiten durften Personen aus dem Dienstleistungssektor, dort ist der Anteil immer etwa 10% höher als der allgemeine Durchschnitt. (2) Macht Sinn, denn als Handwerker, Landwirt und Feinmechaniker kann man schwer von Zuhause aus arbeiten. Teilweise wird dann in den Dienstleistungsberufen auch nach den Lockdowns auf ein freiwilliges Hybrid-Konzept zurückgegriffen: Wer sich im Büro unsicher fühlt, kann von zuhause aus arbeiten und beispielsweise nur einmal pro Woche für ein Meeting in das Büro kommen.
Dieses Konzept wird aber auch aus ganz anderen Gründen immer populärer: Pendler reduzieren ihren Arbeitsweg und die Kosten dafür drastisch. Der teilweise 60 km lange Hinweg zum Büro liegt dann auf einmal nur noch bei ein paar Metern.
Auch Eltern, die wegen ihres Kindes zuhause bleiben müssen, kann man auf diese Weise weiterhin in die Arbeitswelt anbinden.
Büromöbel wurden knapp
Nachdem alle mit Toilettenpapier eingedeckt waren, ging es dann an die nächst wichtigere Sache: sein Homeoffice. Dort würden die Leute immerhin viel Zeit verbringen, sodass viele doch lieber ein eingerichtetes Büro als den Küchentisch bevorzugten. Besonders in der Schweiz wurde eine Büromöbel-Knappheit berichtet. (3) Mittlerweile wird sich die Situation wieder etwas beruhigt haben, da durch die fortschreitenden Corona-Impfungen keine Homeoffice-Pflicht mehr besteht und viele nun auch schon mit ihrer Büroausstattung eingedeckt sind.
Was an der Situation allerdings ganz klar ersichtlich wurde war, dass dem Großteil der Leute ein gut eingerichtetes Büro sehr wichtig ist, um von zuhause arbeiten zu können.
Dabei ist dann natürlich, wenn man den ganzen Tag zuhause arbeitet, nicht nur die Ästhetik wichtig, sondern vor allem auch der Komfort.
Kein langfristiger Homeoffice-Zwang
Obwohl Corona uns immer wieder dazu drängt, wird langfristig wohl kaum jemand zum Homeoffice verpflichtet sein, solange man auch in dem Firmenbüro einen Platz zum Arbeiten hat.
Man kann sich diese Möglichkeit allerdings gut in der Hinterhand behalten, wenn man mal nicht den langen Weg zur Arbeit machen will oder wenn man aus irgendwelchen Gründen verhindert ist, in Präsenz bei der Arbeit zu erscheinen, denn besonders Dienstleistungsberufe werben mittlerweile sogar damit, dass man auch bequem im Homeoffice arbeiten könne, wenn einem das lieber ist.
Dann ist es allerdings wichtig, auch bei dem Homeoffice-Büro auf die Gesundheit zu achten, ansonsten können einen schnell Rückenschmerzen oder andere Arbeitskrankheiten quälen. Rückenschmerzen mögen erstmal banal und unwichtig klingen, allerdings gibt es des Öfteren Fälle, in denen sich etwas so sehr verklemmt, dass die Person unter andauernden Kopfschmerzen leidet und sich sogar krankschreiben muss.
Zum Glück gibt es allerdings unaufwendige Lösungen dafür:
Man kann zum Beispiel überlegen, mit einem höhenverstellbaren Steh-Schreibtisch zu arbeiten. Das kann vor allem hilfreich sein, wenn man auch bei ergonomischen Stühlen nicht die eigentlichen Vorteile der Stühle nutzt und trotzdem einfach schief sitzen würde. Das ist bei Steh-Schreibtischen nicht ganz so einfach. Wer nicht stehen möchte, kann aber natürlich trotzdem auf Bürostühle zurückgreifen, die eine gute Haltung fördern. Aber auch die regelmäßigen Mahlzeiten, die es so einfach ohne Firmenkantine nicht gibt, sollten beachtet werden. Ansonsten fehlt einem ganz schnell die Energie, um weiter arbeiten zu können.
Die gesundheitliche Maßnahme, die neben der Minimierung von Rückenschmerzen am wichtigsten ist, ist die Trennung von Leben und Arbeit. Besonders im Homeoffice, wenn keine örtliche Trennung mehr zwischen Büro und Lebensraum vorherrscht, wie es bei dem Firmenbüro war, fällt es vielen Leuten schwer, Grenzen zu setzen. Man beantwortet dann zum Beispiel trotzdem schnell noch eine Email von einer Kundin, obwohl man eigentlich schon auf dem Sofa sitzt oder andersherum - Man lässt sich bei der Arbeit schnell von den Kindern ablenken, weil die Tür immer offensteht.
Das ist besonders kritisch für die mentale Gesundheit, denn ohne diese Trennung können wir nie richtig entspannen und müssen rund um die Uhr an die Arbeit denken. Dass das bei vielen nicht richtig funktionier und Überarbeitung ein immer größeres Problem wird, sieht man an der Statistik zu Burnout-Erkrankten. Während es 2007 noch etwa 1,9 Fälle pro Tausend AOK-Mitglieder gab, hat sich diese Zahl mit den Jahren bis 2019 auf 5,9 Fälle pro tausend Mitglieder erhöht. (4)
Was also kann ich machen, wenn ich im Homeoffice arbeite? Zunächst ist es wichtig, einen getrennten Arbeitsplatz zu schaffen, der nur für die Arbeit gedacht ist. Das kann ein ganzes Büro sein, das kann aber auch einfach ein extra Tisch sein. Den größten Fehler, den viele machen, die mit dem Homeoffice anfangen, ist aus dem Bett zu arbeiten. Dort kann man dann auch, wenn man schlafen will nicht mehr aufhören, an die Arbeit zu denken und die Schlafqualität sinkt. Wenn man dann noch auf rückenfreundliche, ergonomische Möbel achtet und genug trinkt, isst und auch mal eine Pause einlegt, ist gut für das Homeoffice bewaffnet. Falls es doch zu einem Burnout kommt, ist es wichtig zu wissen, was man tun muss.
Metabeschreibung:
Corona hat unsere Arbeitswelt verändert. Doch wird es langfristig Homeoffice-Möglichkeiten geben? Und wie kann ich Burnout, Rückenschmerzen und mehr verhindern?
Quellen:
Statista Research Department: Entwicklung der Nutzung von Homeoffice vor und während der Corona-Pandemie bis 2021
Statista Research Department: Anteil der Beschäftigten im Homeoffice nach Wirtschaftssektoren in Deutschland 2021
Blue news: Jetzte werden in der Schweiz die Büromöbel knapp
Rainer Radtke: Arbeitsunfähigkeietsfälle aufgrund von Burn-out-Erkrankungen in Deutschland in den Jahren 2004 bis 2019