Trockenheit, Waldbrände, steigende Temperaturen und mehr Umweltkatastrophen - all diese Dinge zeigen, dass der anthropologische Klimawandel schon lange bei uns angekommen ist und dass wir die ersten Konsequenzen bereits spüren können. So wird auch für Unternehmen das Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit immer wichtiger. Einige potenzielle Arbeitnehmer wählen ihren Arbeitsort sogar danach aus, ob dieser nachhaltig agiert oder nicht. Dem entgegen scheint die Wirtschaftlichkeit zu stehen, denn Unternehmen wollen ihren Gewinn möglichst steigern. Was ist also an den aktuellen Entwicklungen in Unternehmen und Büros kritisch zu sehen und was kann man wirklich machen, um das Unternehmen in eine nachhaltigere Richtung zu lenken?
Internationale Geschehnisse und deren Folgen auf die globale Wirtschaft
Die Spezialisierung und das globale Netzwerk, zwei Aspekte, die sonst ganz klar als positiv im globalisierten Marktsystem angesehen wurden, zeigen während der Coronapandemie ihre Schwächen. Immer wieder wurden Lieferketten durchbrochen und es kam zu Preisanstiegen, die nun durch unter anderem den Ukrainekrieg noch einmal verstärkt wurden. So war lange Zeit das Mehl und das Öl sehr knapp und im Jahr 2022 stieg die Inflation auf etwa 8%. Zum Vergleich: Der Richtwert der deutschen Politik, den sie sich als Inflationsziel setzen, liegt bei 2%. Besonders die Preise für Holz und Produkte aus Bäumen, so zum Beispiel Papier, sind gestiegen. Nun mag man zunächst meinen, dass die Digitalisierung, die ja sowieso voranschreit, die Lösung für dieses Problem bringt. Allerdings kommen auch digitale Produkte mit einer Menge Emissionen einher, die entlang der langen Lieferkette entstehen. Wenn man alle Emissionen, die von der Herstellung, dem Vertrieb und dem Betrieb von digitalen Geräten zusammennimmt, ist das Digitale schon jetzt einer der größten Ressourcenverbraucher weltweit. Besonders für Akkus und für Chips werden knappe Rohstoffe benötigt, die meist nicht nur viel Wasser und Energie benötigen, um sie aus der Erde zu befördern, sondern auch in den meisten Fällen unter unfairen Arbeitsbedingungen inklusive Kinderarbeit geschöpft werden.
Wie nachhaltig ist Digitalisierung wirklich?
Um herauszustellen, wie nachhaltig Digitalisierung ist, muss man die Emissionen, die digitale Geräte produzieren mit den Emissionen, die es einsparen kann, verrechnen.
Beispielsweise wird bezüglich der Vorteile oft davon gesprochen, dass man die Anzahl an Geschäftsreisen reduzieren würde und eher digitale Kollaborationswerkzeuge nutzt. Auch der Büroraum wird durch Digitalisierung oft reduziert, weil sich den Arbeitnehmern die Möglichkeit eröffnet, nicht jeden Tag in das Büro kommen zu müssen und auch öfter von zuhause zu arbeiten. In Bezug auf die Emissionen heißt das weniger Verkehr und weniger Heizkosten und somit weniger Verbrauch von endlichen Ressourcen. Doch stimmt das wirklich? Das Gegenargument ist, dass für viele Dinge, die online von statten gehen, Server aufgerüstet werden und energieintensive Speicherorte nötig sind, um in Clouds zusammen arbeiten zu können. Somit werden die Emissionen nur in den Hintergrund verlagert. Wenn man etwas ausdruckt, dann hat man so das Stück “toten Baum” selber in der Hand, wenn man etwas in der Cloud hochlädt, dann fühlt sich das im ersten Moment deutlich nachhaltiger an. Vor allem wenn die Digitalisierung nur zu einem neuen Wachstumstreiber wird, der die Spezialisierung und die globale Vermarktung weiter antreibt, dann vergrößert dies eher die Menge an Ressourcen, die benötigt werden. Auch wenn etwas im Unternehmen im ersten Moment nachhaltig wirkt, weil die Emissionen nicht direkt dort anfallen, sollte man sich trotzdem auch im globalen Kontext ansehen, wie viele Emissionen verursacht werden und zum Beispiel den Energieverbrauch von den Cloud-Speichern in die Bilanz des Unternehmens miteinrechnen. Das Ziel sollte sein, jede Digitalisierungsmaßnahme auf deren Nachhaltigkeit messen zu können.
Wie kann man Kosten und Ressourcenverbrauch optimieren?
Allein mangelhafte Software kann dazu beitragen, dass mehr Emissionen verbraucht werden als nötig. Wenn der Code, der für die Software programmiert wurde, unnötig lang und kompliziert ist, dann wirkt sich das nicht nur auf die Laufzeit, sondern auch auf den Speicherplatz und die Energieeffizienz negativ aus. Dem Unternehmen Sysparency nach können man etwa 35% Kohlenstoffdioxid sparen, indem man überall das sogenannte “Green Coding”, also grünes programmieren, einsetzt. Hierdurch schafft man neben mehr Nachhaltigkeit ebenfalls mehr Effizienz, denn wenn der Code schneller und zuverlässiger durchläuft, kann man sich Überprüfungsdurchläufe und langsamere Bearbeitungszeiten sparen. Ebenfalls kann man den Cloud-Speicher entlasten, indem man regelmäßig Dateien, Emails und andere Dinge löscht, die unnötig Platz wegnehmen und damit dauerhaft Energie für die Speicherung benötigen. Im Idealfall macht man das direkt während man arbeitet, denn wenn man zum Beispiel nur einmal im Monat alle Emails sortieren möchte, ist dies oft eine lästige und zeitaufwändige Aufgabe. Gleichzeitig sollte man sich auch über die Lebensdauer und Recyclefähigkeit der digitalen Geräte Gedanken machen. Einige Anbieter verbauen extra einige der Teile so ein, dass man sie nicht austauschen kann und zwingen den Nutzer so, sich regelmäßig ein neues Gerät zu kaufen anstatt nur das eine Teil auszutauschen. Eine weitere wichtige Frage ist zudem, was mit den Dingen passiert, die endgültig kaputt sind. Hier gilt, umso recyclebarer das Produkt desto besser. Vor allem heißt das allerdings auch, Geräte nicht bereits dann wegzuschmeißen, wenn ein neues Gerät, das ein bisschen schneller ist, auf dem Markt ist, sondern wirklich erst dann, wenn es nicht mehr richtig funktioniert. Das gilt nicht nur für digitale Produkte, sondern zum Beispiel auch für höhenverstellbare Tische oder ergonomische Stühle. Das alles schützt nicht nur die Umwelt, sondern auch das Geldkonto des Unternehmens oder der Arbeitnehmer - hier lässt sich also Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit verbinden. Trotzdem stehen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit oft im Gegensatz zueinander, besonders wenn man versucht, seinen Markt global noch mehr zu erweitern oder durch längere und spezialisierte Lieferketten noch effizienter zu produzieren.