Welche Auswirkungen hat die demografische Entwicklung in Deutschland auf Unternehmen?
In Deutschland fand in den letzten 50 Jahren ein starker demografischer Wandel statt. Unsere Gesellschaft hat sich in diesem Zeitraum politisch, kulturell und auch bezüglich der Altersstruktur erheblich verändert.
Aber was bedeutet eine zunehmend älter werdende Bevölkerung für Unternehmen? Wie kann der Mangel an qualifizierten Fachkräften kompensiert werden? Mit diesem Artikel möchten wir Ihnen einen Eindruck über die Auswirkungen des demografischen Wandels auf deutsche Unternehmen übermitteln.
Die Bevölkerung wird immer älter
Über viele Jahre hinweg warnten Experten vor dem demografischen Wandel in Deutschland: Die Menschen hierzulande bekommen zu wenig Kinder, die Bevölkerung wird dadurch durchschnittlich und proportional gesehen älter. Seit 2012 geht der Trend bei den Geburten zwar wieder etwas hoch, der aktuelle Kurs reicht aber vermutlich noch nicht, um ein Älterwerden unserer durchschnittlichen Gesellschaft zu verhindern.
Begründet durch die Tatsache, dass die Deutschen immer weniger Kinder bekommen, findet momentan ein Wandel zu einer älteren Gesellschaft in Deutschland statt. Der proportionale Anteil der Menschen über 60 Jahre hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Nach aktuellen Statistiken ist jeder fünfte Deutsche 66 Jahre oder älter, während gar die Hälfte der Bevölkerung älter als 45 Jahre ist. Nach aktuellen Prognosen sind bis 2030 10,3 Millionen Menschen nicht mehr im erwerbsfähigen Alter.
Aber der Geburtenrückgang ist nicht der einzige Grund, warum viele Unternehmen einen Mangel an Fachkräften beklagen. Auch die berufliche Ausrichtung von vielen jungen Menschen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Während handwerkliche Berufe oft nicht mehr gefragt sind, nimmt die Anzahl der Studierenden im Bereich Medien jedes Jahr weiter zu. Mit jeder neuen Generation verändern sich die Interessen der Menschen und damit auch die Wahl von Studiengang und Arbeitsplatz. Auch dadurch finden Unternehmen immer weniger Nachwuchs. Und für Unternehmen kann diese Entwicklung fatal sein.
Expertise wird immer seltener
Mit jedem erfahrenen Mitarbeiter, der in Rente geht, verlieren Unternehmen kostbares Wissen und Expertise. Durch den Mangel an nachkommenden Fachkräften gibt es auch für diese verdienten Arbeitskräfte kaum eine Möglichkeit, ihr Wissen an die neue Generation von Arbeitnehmern weiterzugeben. Das Resultat ist der Fachkräftemangel, den viele Industrien in Deutschland bereits jetzt beklagen. Und die Situation wird nicht besser.
Unternehmen müssen also irgendwie für den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern kompensieren. Die Lösung ist oft, Arbeitskräfte aus anderen Bereichen umzuschulen oder zusätzliche Kenntnisse zu vermitteln. Als kurzfristige Lösung ist das sicherlich akzeptabel, auf Dauer ist diese Modell aber nicht sonderlich nachhaltig.
Das große Problem bei einer Umschulung von Fachkräften ist die Tatsache, dass dieser Experte dann wiederum an anderer Stelle fehlt. Mangelt es beispielsweise an UX-Designern, könnte man natürlich einen Grafikdesigner aus dem Bereich Social Media nehmen und diesen auf den Bereich UX (User Experience) umschulen. Dadurch entsteht aber eine Lücke im Bereich Social Media Design, da der Mitarbeiter nun in einem anderen Bereich arbeitet.
In diesem Sinne ist es sehr schwer, eine Balance zwischen fehlenden Fachkenntnissen und den verfügbaren Ressourcen zu finden. Folglich stehen Arbeitgeber vor der Fragestellung, wie man das Problem nachhaltig beheben kann. Für einige Unternehmen ist der Import von Fachkräften die logische Lösung für den Expertenmangel. Während einige Industrien in Deutschland kaum noch Nachwuchs verzeichnen, boomen diese Fachbereiche im Ausland häufig. So ist es nicht selten, gerade für große Unternehmen, Arbeitnehmer aus dem Ausland einzustellen.
Migration als Ersatz für heimische Fachkräfte
Auch eine Migration von ausländischen Arbeitskräften trägt zum demografischen Wandel in Deutschland bei. Unsere Gesellschaft wird immer internationaler und multikultureller. Daraus ergibt sich auch, dass Unternehmen immer mehr über die Grenzen hinaus vernetzt sind. Dabei ist Deutschland schon lange eine Nation, deren wirtschaftlicher Erfolg dicht mit der Einwanderung von ausländischen Fachkräften verbunden ist. Seit den 1950er Jahren sind Gastarbeiter ein wichtiger Bestandteil der deutschen Wirtschaft. Italiener, Griechen, Türken und Spanier waren maßgeblich am wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands in der Nachkriegszeit beteiligt.
Darum sollten sich Unternehmen immer bewusst sein, dass die Migration von Fachkräften in Deutschland bereits viel Tradition hat und untrennbar mit der wirtschaftlichen Geschichte Deutschlands verknüpft ist. Wenn es in Ihrem Betrieb also an qualifizierten Mitarbeitern mangelt, scheuen Sie sich nicht davor, ausländische Experten einzustellen.
Zwar kann dieser Schritt auch auf Gegenwehr, beispielsweise aus den eigenen Reihen, stoßen, oft ist es aber der einzige Weg, um fehlende Expertise wiederzuerlangen. Bestimmte Industrien in Deutschland, wie zum Beispiel die Bereiche Mathematik, Informatik oder Naturwissenschaft, haben nach Aussage des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWI) mehr offene Stellen als andere Branchen.
Dennoch hat auch der „Import“ von Fachkräften seine Nachteile. Je nach Herkunft des Arbeitsnehmers könnte eine Sprachbarriere entstehen, die teilweise zu Missverständnissen führen kann. Darüber hinaus ist die Migration von ausländischen Experten oft mit zusätzlichen Kosten verbunden: Nicht selten müssen Unmengen an Formularen ausgefüllt und Anträge gestellt werden, damit der Arbeiter in Deutschland arbeiten darf. Gerade, wenn die Fachkraft aus einem Land außerhalb der Europäischen Union kommt, kann es zu großen bürokratischen Hürden kommen.
Wie kann man mehr Nachwuchskräfte anwerben?
Aber wie kann man das Problem lösen? Das Interesse von jungen Menschen in bestimmte Industrien ist an viele verschiedene Faktoren gekoppelt. Dabei spielt unter anderem die öffentliche Wahrnehmung des jeweiligen Berufs eine große Rolle. Ein Anwalt ist für viele junge Studierende beispielsweise ein interessantes Berufsbild, weswegen die Vorlesungen an viele Unis hoffnungslos überfüllt sind. Andere Studiengänge sind dagegen so uninteressant, dass sie teilweise gar nicht angeboten werden können.
Ein wichtiger Aspekt, der viele junge Leute heutzutage begeistern kann, ist Nachhaltigkeit. Wenn man seine Unternehmensphilosophie beispielsweise auf den Aspekt der Umweltfreundlichkeit ausrichtet, kann dies die Firma für viele Leute interessanter machen. Flexible Arbeitszeiten und eine Zukunftssicherheit der Branche können ebenso dazu beitragen, das Image des Unternehmens in den Augen junger Menschen zu verbessern. Es gibt viele Wege, um die eigene Branche wieder attraktiv zu machen, dafür muss man sich aber mit den Interessen der Jugend auseinandersetzen.
Zusammenfassung
Der demografische Wandel hat einen Einfluss auf alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens. Eine zunehmende Globalisierung sorgt dafür, dass Kulturen vermischen und Unternehmen und Gesellschaft immer internationaler werden. Dazu kommt, dass der Geburtenrückgang in Deutschland für immer weniger qualifizierten heimischen Nachwuchs sorgt. Als Folge sehen sich Firmen dazu aufgefordert, intern Arbeitskräfte umzuschulen oder Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben.
Somit stellt der demografische Wandel zwar eine Herausforderung für Unternehmen dar, nichtsdestotrotz gibt es Lösungsansätze. Ein Umdenken der eigenen Ausrichtung kann dabei helfen, das eigene Unternehmen für junge Menschen attraktiv zu machen.