Angst zu empfinden ist eine überlebenswichtige Funktion für uns Menschen. Sie hält uns davon ab, Risiken einzugehen und verhindert, dass wir unser Leben gefährden. Doch immer mehr Menschen leiden unter einer irrationalen Angst, was man im Oberbegriff als Angststörung bezeichnet. In Deutschland sind davon 15% der Bevölkerung betroffen und die Tendenz ist steigend.
Besonders in den letzten beiden Jahren stieg die Anzahl derer, die unter psychischen Angstzuständen bedingt durch die COVID-Pandemie leiden, erheblich. Es ist zwar ganz normal, sich Sorgen zu machen und beispielsweise Angst vor sehr hohen Höhen zu haben, doch bei einer Angststörung handelt es sich üblicherweise um eine irrationale Angst. Zwar stellen diese Situationen, welche für den Betroffenen schrecklich sind, keine Bedrohung des Lebens dar, in deren Angesicht ist die Bedrohung jedoch äußerst real.
Die fünf verschiedenen Arten von Angststörungen
Man unterscheidet bei Angststörungen unter diesen gängigsten Arten:
1. Generalisierte Angststörung
Eine Generalisierte Angststörung (GAD) bezieht sich nach Angaben der psychischen Hilfe Wien auf eine anhaltende und übermäßige Angst vor vielen Dingen. Die Befürchtungen des Betroffenen drehen sich nicht um die Angst vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Aktivität, sondern sind diffuser, wobei sie sich ständig über sehr viele Aspekte Gedanken machen.
Die Ursache für diese Angststörung ist nicht bekannt, kann sich aber im Laufe der Zeit allmählich entwickeln. Fest steht, dass es sich um eine psychische Störung handelt, welche man sich mit der Zeit aneignet. Dies kann zum Beispiel auch durch überängstliche Eltern sein, also erlernt oder durch unterschiedliche Erfahrungen, die ein Mensch gemacht hat.
Ein großer Aspekt bei der Generalisierten Angststörung sind heute die negativen Medien, welche zu einem Großteil zu einer solchen psychischen Störung beitragen können.
Zu den Symptomen von GAD gehören:
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Anhaltende Sorge, die in keinem Verhältnis zum Ereignis selbst steht.
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So lange über ein Ereignis nachdenken, bis man sich das Worst-Case-Szenario ausmalt.
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Situationen als bedrohlich ansehen, die es nicht sind.
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Immer das Gefühl, angespannt zu sein und sich nicht entspannen zu können.
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Sehr oft Probleme mit Unsicherheit, Unentschlossenheit und Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.
Körperliche Symptome von GAD können sein:
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Schlafstörungen
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Nervosität
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Schreckhaft
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Schwitzen
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Verspannungen
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Reizbarkeit
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Magenprobleme
Eine ständige Sorge auf niedrigem Niveau, die schwer abzuschütteln ist, kann ausreichen, um die körperliche und geistige Gesundheit zu beeinträchtigen.
2. Panikstörung
Eine Panikstörung ist eine Art von Angst, bei der die betroffene Person plötzliche Panikattacken durchlebt. Diese fühlen sich an, als würde man einen Herzinfarkt erleiden, es fällt einem schwer zu atmen und es ist nicht mehr möglich, rationell zu denken. Zudem fühlen sich die Betroffenen schwindelig und können sogar das Bewusstsein verlieren.
Manche Betroffene haben bei einer Panikattacke das Gefühl, dass sie sterben oder einen Herzinfarkt erleiden. Viele fühlen sich danach desorientiert. Im Laufe der Zeit fängt die Person möglicherweise an, die Panikattacke selbst zu fürchten. Dies führt dazu, dass normale Aktivitäten wie zur Arbeit oder Schule gehen, Einkaufen usw. nicht mehr ausgeführt werden können.
Körperliche Aktivität wie Bewegung, Achtsamkeitsmeditation und andere Ansätze können helfen, die Symptome und Anzahl der Attacken zu verringern. Allerdings wird eine professionelle Psychotherapie oder gar die Verabreichung von Medikamenten empfohlen.
Die Ursachen für eine Panikstörung können sehr vielfältig sein wie Traumas oder Stress.
3. Phobiebedingte Angststörungen
Phobiebedingte Angststörungen ist ein Überbegriff für jede irrationale Angst vor einer Situation, einem Wesen oder einem Objekt. Es gibt viele verschiedene Arten, wie zum Beispiel Klaustrophobie (Angst vor geschlossenen Räumen), Flugangst, Spinnenangst, Angst vor dem Alleinsein, Angst vor dem Autofahren, Angst vor Spritzen, Höhenangst und mehr.
Dabei gibt es sehr unterschiedliche Formen in der Schwere der Angst. In manchen Fällen können sich auch viele verschiedene Phobien kombinieren, sodass die betroffene Person das Haus nicht mehr verlassen kann.
Doch eines haben alle phobiebedingten Angststörungen gemeinsam: Die betroffene Person versucht mit allen Mitteln, diese Situation zu vermeiden. Daher kann es dadurch indirekt im Leben dieser Menschen zu erheblichen Einschränkungen kommen.
4. Soziale Angststörung
Die soziale Angststörung ist eine Art von Phobie, welche weitaus schwerwiegender ist als nur Schüchternheit. Dies kann so weit führen, dass die betroffenen Personen soziale Kontakte vollkommen vermeiden möchten.
Tatsächlich betrifft die soziale Angststörung seit Beginn der Pandemie sehr viel mehr Individuen. Dabei geht es jedoch nicht um die Angst, sich mit dem Virus zu infizieren, sondern sich mit anderen Menschen austauschen oder auseinandersetzen zu müssen.
Es ist wichtig, in diesem Fall Hilfe eines Therapeuten oder Psychologen hinzuzuziehen, denn soziale Angst kann das Selbstwertgefühl, die beruflichen oder schulischen Leistung sehr beeinträchtigen. Auch die Fähigkeit, ein sicheres soziales Netzwerk aus Freunden zu finden, ist damit äußerst eingeschränkt.
5. Zwangsstörung
Bei einer Zwangsstörung hat die betroffene Person andauernde Gedanken und Ängste, welche sich üblicherweise um ein Erlebnis in der Vergangenheit drehen. Dabei ist den Patienten durchaus bewusst, dass es sich nicht um eine reale Bedrohung handelt, was jedoch die Angst nicht schmälert.
Hat jemand zum Beispiel Angst, sich mit dem COVID-19-Virus anzustecken, hervorgerufen durch den Tod eines nahestehenden Menschen, welcher an Corona erkrankte, kann dies bei manchen zu einer Zwangsstörung führen. Dabei hat die Person beispielsweise ständig das Bedürfnis, sich die Hände zu waschen, alles zu desinfizieren und sich mit verhältnismäßig übertriebenen Mitteln außer Haus vor dem Virus zu schützen.
Fazit
Angststörungen betreffen sehr viele Menschen, insbesondere in diesen Zeiten einer weltweiten Pandemie. Dabei ist es wichtig, dass die Erkrankten verstehen, dass es sich nicht um einen Defekt handelt und jeder davon betroffen sein kann. Da Ängste jedoch in unserer Gesellschaft oft als eine Schwäche angesehen werden, geht man davon aus, dass die Dunkelziffer der Betroffenen noch sehr viel höher als 15 % ist.
Wenn du unter Ängsten leidest, solltest du mit einer dir vertrauten Person, einem Therapeuten oder Psychologen sprechen. Bleiben sie unbehandelt, kann sich diese psychische Störung verschlimmern und dein Leben in vielen Aspekten einschränken. Angststörungen sind nichts, wofür man sich schämen muss!