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Warum die meisten Unternehmen nicht für mehr Flexibilität bereit sind

06 April. 2022

Die Rufe nach einer 4-Tage-Woche werden in den letzten paar Jahren immer lauter. Es gibt einige Länder – vor allem in Skandinavien, welche unterschiedliche Modelle bereits ausprobiert haben und teilweise einen großen Erfolg damit erzielen konnten. Neben der Diskussion, wo sich die Angestellten in der Zukunft bei ihrer Arbeit aufhalten werden, sei es im Homeoffice, im Büro oder beidem, ist das Thema verkürzte Arbeitszeit eines der heißesten im Moment. 

 

Doch was sich in anderen Ländern und in der Theorie so gut anhört, ist für viele deutsche Unternehmen schlichtweg (noch) nicht umsetzbar. Liegt es an der mangelnden Flexibilität – und die Deutschen sind nicht gerade ein Meister darin – oder worin liegen die Gründe, dass die meisten Firmen noch nicht dafür bereit sind? 

 

Mal ehrlich, bei den meisten deutschen Firmen muss man erst einmal damit beginnen, zu erklären, was die neue Flexibilität ist, von der die ganze westliche Welt seit der Covid-19-Pandemie spricht. Als in Deutschland die Mitarbeiter gezwungen waren, von zu Hause zu arbeiten, standen die meisten Betriebe vor einem großen Problem, da sie technisch ganz einfach nicht in der Lage dazu waren. Von dem alt eingefahrenen Denken der Manager ganz zu schweigen. 

 

Doch heute ist es so, dass wenn die Unternehmen ihren Mitarbeitern nicht die gewünschte Flexibilität bieten, werden diese sie woanders finden. Das ist zum Teil der Grund für die große Resignation und warum sie wahrscheinlich andauern wird. 

 

Was genau bedeutet Flexibilität in der Arbeit?

Irgendwann in den letzten zwei Jahren haben wir begonnen, Flexibilität mit der Arbeit von zu Hause aus zu verbinden. Aber die Wahrheit ist, dass dies nicht dasselbe ist. Lange bevor die Pandemie kam und das Arbeiten von zu Hause aus üblich wurde, forderten Mitarbeiter mehr Flexibilität. Diese betraf vor allem die starren Arbeitszeiten. 

 

Die Angestellten möchten viel mehr Entscheidungsmöglichkeiten haben, wenn es darum geht, ihre Zeit flexibler einzuteilen, von wo aus sie arbeiten und wie sie dies tun. Das bedeutet wahre Flexibilität – und die ist bei jedem Menschen etwas anders. 

 

In einigen Fällen bedeutete dies, dass die Zeitpläne verschoben wurden, um das Abholen der Kinder von der Schule zu berücksichtigen. In anderen ermöglichte es jemandem, später in den Abend hinein zu arbeiten, weil er morgens weniger produktiv war. 

 

Man sollte die Menschen viel mehr entscheiden zu lassen, welche Umgebung und welcher Zeitplan am besten zu den Anforderungen ihrer Tätigkeit passt. Wenn es um kreative Arbeit geht, kann es sein, dass sich manche in einem Café am besten verwirklichen können. Wenn es Besprechungen gibt, kommt man eben ins Büro oder zieht sich in einen privateren Bereich zurück. 

 

Da die heutige Arbeit geistig anstrengend ist und der Druck immer größer wird, ist zudem das Thema Work-Life-Balance ein sehr viel Wichtigeres geworden. Während die Menschen früher einfach jahrzehntelang Ihrer Tätigkeiten nachgegangen sind, ohne groß darüber nachzudenken, bis sie dann endlich in der Rente waren, möchten die Generationen von heute schon jetzt das Leben genießen können. 

 

Wenn man den Mitarbeitern eine Wahl und ein Mitspracherecht gibt, was ihre Zeit und den Ort betrifft, sind sie nicht nur glücklicher, sondern ihre Leistung verbessert sich auch. Dies setzt jedoch viel Vertrauen der Führungsebene voraus.  

 

Dies ist auch das, was Mitarbeiter am Arbeitsplatz der Zukunft wirklich suchen. In einem kürzlich erschienenen Artikel der Harvard Business Review haben die Autoren die Ergebnisse einer Umfrage aus dem Jahr 2021 unter 5.000 Wissensarbeitern weltweit zusammengefasst. 

 

Die Ergebnisse zeigten, dass 59 % der Befragten angaben, dass ihnen Flexibilität wichtiger ist als das Gehalt oder andere Zusatzleistungen. 77 % sagten, lieber in einem Unternehmen beschäftigt zu sein, das ihnen die Flexibilität gibt, von überall aus zu arbeiten und / oder ihre Zeit individueller einzuteilen als für eine schicke Firmenzentrale. 

 

One-size-fits-all-Ansätze sind allzu oft nur neue Wege, um zu kontrollieren, wann und wo Arbeitnehmer arbeiten. Einem Mitarbeiter zu sagen, dass er jeden Montag, Mittwoch und Freitag ins Büro kommen muss, klingt nicht sehr flexibel. Es ist auch nicht erforderlich, jeden Freitag vier 10-Stunden-Tage frei zu haben. Dies ersetzt einfach die 9-5-Montag bis Freitag-Struktur durch eine neue, ebenso starre Alternative. Darin liegt keine Flexibilität oder Autonomie – es ist nur ein anderer Zeitplan. 

 

Das soll nicht heißen, dass eine 4-Tage-Woche immer eine schlechte Idee ist. In manchen Fällen scheint es die richtige Antwort zu sein. Die wirkliche Wirkung liegt nicht in dem von Ihnen gewählten Zeitplan, sondern darin, ob Ihre Herangehensweise an diesen Zeitplan den Bedürfnissen der Mitarbeiter nach Flexibilität und Autonomie entspricht. 

 

Wie kann man den Mitarbeitern mehr Flexibilität gewähren?

Um ein Arbeitserlebnis zu schaffen, das sich tatsächlich beweglich anfühlt, müssen sich die Unternehmen einer komplizierten Wahrheit stellen. Die Flexibilität liegt im Auge des Betrachters. Es spielt keine Rolle, ob man eine bestimmte Anordnung für flexibel hält. Es spielt sicherlich keine Rolle, wenn der CEO in einer Pressemitteilung sagt, dass er flexibel ist. Was wichtig ist, ist, dass sich die Mitarbeiter flexibel fühlen – jeder Einzelne. 

 

Dies ist kein einfaches oder leichtes Unterfangen. Wir müssen es als eine völlige Neugestaltung unserer Arbeitsweise betrachten. Um die richtige Lösung für das Unternehmen zu finden, kann man Folgendes tun:

  • Konzentration auf die Lösung des richtigen Problems. Und diese ist relativ simpel: weniger Richtlinien, mehr Vertrauen.

  • Beteiligung der Mitarbeiter an der Erstellung der Lösung. Die Unternehmen müssen mehr auf das eingehen, was die Angestellten zufrieden macht und das ihnen eine flexible Arbeitsumgebung ermöglicht. 

  • Was früher nicht ging, ist seit Covid möglich. Dies sollte beibehalten werden oder gar ausgebaut. Es ist ein Umdenken angesagt.

 

Wenn man beginnt, diese Problematik mit den Mitarbeitern anzugehen, gibt es andere damit zusammenhängende große Probleme zu lösen, die sich auf Inklusion, Chancengleichheit, Karriereentwicklung, Aufstiegsmobilität und mehr beziehen. Wie ich zu betonen versucht habe, ist dies keine einfache oder schnelle Arbeit. Aber es ist entscheidend, wenn man eine Organisation möchte, die in der Zukunft bestehen und gedeihen kann. 

 

Es mag vielleicht jetzt im Moment die ideale Antwort noch nicht geben, doch es erwartet auch niemand, dass sich alles von heute auf morgen komplett verändert. Zwar hat uns die Pandemie gezeigt, wie schnell sich dann doch selbst alteingesessene und verstaubte Betriebe umstellen können, doch es kann bis zur wahren Normalität und Flexibilität noch ein wenig dauern. Besser langsamer, als dass es am Ende schiefgeht.