Während Gamifizierung meistens eher mit Lernen in Verbindung gebracht wird kann man so ziemlich alle Aspekte im eigenen Leben spielerischer sehen und so mehr Produktivität schaffen und die Motivation für schwierigere oder ungemütlichere Aufgaben erhöhen.
Definition Gamification oder Gamifizierung
Bei der Gamifizierung werden Elemente, die man sonst eher aus dem Kontext von Videospielen kennt, auf das echte Leben übertragen. So gibt es bei Videospielen meist eine Hauptmission, die in dem realen Fall die Lebensziele der einzelnen Person sein können, und ganz viele Nebenmissionen oder Side Quests, die nebenbei erfüllt werden können. Mit jeder Mission, die man abschließt, kann man Punkte sammeln oder kommt seinem Hauptziel näher. Außerdem sind auch Power Ups oder Loot, also das, was man zwischendurch als Belohnung bekommt, bei der Gamifizierung des echten Lebens beliebt. Der Gedanke dahinter ist, dass man sich, während man Videospiele spielt, oft automatisch und gerne neuen Herausforderungen stellt, um in dem Spiel weiterzukommen. Im Leben denkt man jedoch allerdings oft eher daran, wie wenig Lust man jetzt auf die Aufgabe hat und prokrastiniert lieber oder gibt auf, wenn man etwas nicht gleich beim ersten Mal schafft. Durch die Gamifizierung soll letztendlich das Mindset vom Spielen der Videospiele auf das reale Leben übertragen werden, sodass man sich gerne Herausforderungen stellt und weniger Probleme damit hat, wenn sich mit dem zunehmenden Erfolg die “Schwierigkeitsstufe” erhöht. Außerdem haben die Aufgaben des realen Lebens dann nicht unbedingt mehr einen Pflichtcharakter, sondern besonders die Nebenmissionen, wie zum Beispiel das Erlernen einer neuen Sprache oder der Wechsel zu einem gesünderen Job, sind auf einer freiwilligen Basis.
Wo und wie kann man Gamifizierung nutzen?
Gamifizierung lässt sich vom Kindergarten bis hin zu den großen Unternehmen fast überall nutzen, ob innerhalb des Unternehmens oder der Organisation oder auch einfach auf dem individuellen Level.
Um die jeweiligen “Missionen” oder Aufgaben möglichst einfach für dich zu machen, fängst du dabei an, erstmal alle Problemstellungen zu suchen, vor denen du gerade oder auch auf längere Zeit stehst. Zusammen mit deinen Bedürfnissen oder Wünschen kannst du dann von den langfristigen Lösungen aus immer kleinschrittiger werden, genauso wie auch bei Videospielen Missionen meist in mehrere Teilaufgaben aufgeteilt sind, durch die man besser seinen eigenen Fortschritt sieht und die einfacher zu bewältigen kannst, treten diese Vorteile so auch im echten Leben auf. Je nachdem was für Ziele du hast, sind dabei einige Gamifizierungsmethoden sinnvoller als andere.
Wenn du zum Beispiel eine Beförderung bei der Arbeit möchtest, kannst du dir einen imaginären Wettbewerbspartner im Büro aussuchen, den du versuchst zu übertreffen. Als Belohnung könntest du zum Beispiel einen ergonomischen Bildschirmhalter nutzen, wenn du die Beförderung erhalten hast oder ein Teilziel erreicht hast. Wie auch in Videospielen hat so die Belohnung einen positiven Effekt für deine weiteren Missionen, wie zum Beispiel, wenn man bei einem Ego-Shooter mit einer besseren Waffe belohnt wird. Das hilft dir, deine langfristigen Ziele zu erreichen.
Risiken von Gamification
Gamifizierung kann nicht auf wundersame Weise alle Probleme lösen und alle Ziele erreichen. Die Aktionen muss immer noch die Person, die Organisation oder das Unternehmen durchführen, denn die Gamifizierung ist lediglich eine Möglichkeit, um die verschiedenen Aufgaben zu sortieren und die Motivation zu steigern. Wer zu gestresst ist, kümmert sich dann eben nicht um die Nebenmissionen, sondern fokussiert sich ganz auf die Hauptmission. Die Nebenmissionen sind hingegen eher freiwillig und verschiebbar. Außerdem hilft die Einteilung in Hauptmissionen und Nebenmissionen dabei, Aufgaben zu priorisieren und die einzelnen Aufgaben, die zu den Missionen gehören, helfen, die Missionen oder Herausforderungen in kleinere, machbare Punkte zu gliedern. Wie im Videospiel hilft die Gamifzierung aus vielen Aufgaben, die man machen muss, eher Aufgaben zu machen, die man machen will, da man dadurch in seinem Leben oder in seinen Zielen weiterkommt. Wichtig ist allerdings, dass die Belohnungen ausgeglichen sind und nicht immer materieller Art sein müssen. Meistens ist auch der Abschluss einer Mission schon in gewisser Ansicht eine Belohnung, indem man zum Beispiele neue Fähigkeiten erlangt, die man dann bei den nächsten Herausforderungen einsetzen kann und die die nächsten Herausforderungen leichter machen.
Ein Beispiel für Gamifizierung
Julia ist 30 und ist vor kurzem mit ihrer Bildungslaufbahn fertig geworden. Sie ist Designerin und möchte irgendwann ihre eigene Firma aufbauen. Gleichzeitig möchte sie aber viel reisen und gesund bleiben. Das sind in diesem Fall ihre langfristigen Ziele. Wenn man diese Missionen in kleiner Ziele herunterbrechen will, dann ist das zum Beispiel einen Job zu finden, um Rücklagen für die Selbstständigkeit zu machen, ein Gewerbe anmelden und eine Internetpräsenz aufzubauen. Für das Reisen möchte Julia Spanisch lernen und einen Segelbootführerschein machen, auch ein Reisevan erscheint ihr nach einer schönen Idee. Bei der Gesundheit hat sie sich für eine vegane Ernährung und Yoga entschieden, allerdings würde sie auch gerne mal einen Marathon laufen oder bei einem Bodybuilding-Wettkampf mitmachen. Das sind Ziele, die Julia dementsprechend die ganze Zeit verfolgen wird und die sich mit ihren Belohnungen ebenfalls ergänzen kann. So kann Julia zum Beispiel das Geld, dass sie durch ein Nebengewerbe verdient, zum Reisen nutzen oder während einer Segelbootreise durch die Selbstständigkeit trotzdem Geld verdienen. Gleichzeitig kann Julia allerdings viele Nebenmissionen machen, die sie immer dann aufnimmt, wenn gerade die Zeit dafür da ist. Das kann zum Beispiel ein paar Tage Fasten, das Lesen von 10 Büchern in einem Monat, die Investition in Aktien oder verschiedene Weiterbildungen sein, mit denen sie in ihrem festen Job mehr Erfolg hat und so schneller zu ihrem ultimativen Ziel kommt.
So kannst du anfangen
Wenn du Gamifizierung jetzt auch ausprobieren willst, lohnt es sich, deine langfristigen und kurzfristigen Ziele genauso mit ihren Unteraufgaben aufzuschreiben und zu sortieren. Dann kannst du nachsehen, wie genau du die Motivation für die Aufgaben steigern kannst oder wie sie sich gamifizieren lassen. Dabei kannst du dir genauso wie Julia auch angucken, wie sich die Belohnungen oder die Aufgaben so ausrichten kannst, dass sie dir einerseits mehr Spaß bringen, andererseits dich aber auch bei deinen Herausforderungen weiterbringen.