Knapp zwei Drittel der Deutschen leiden unter Rückenschmerzen, wie eine Studie des Robert-Koch-Instituts vom März 2020 zeigt. Über 15 % davon müssen sogar mit chronischen Schmerzen im Wirbelsäulenbereich leben. Der Hauptgrund hierfür ist vor allem, dass wir viel zu viel sitzen.
Während es heute mehrere Möglichkeiten gibt, sich desgleichen bei einem sitzenden Beruf mehr zu bewegen, wie beispielsweise einen Sitz-Steh-Schreibtisch zu verwenden, bleiben wir auch dann oft nicht vollkommen davon verschont. Doch was kann man tun, wenn man unter Rückenschmerzen leidet? In diesem Artikel möchten wir einen genaueren Blick auf die Möglichkeiten der Wärmetherapie werfen.
Was ist Wärmetherapie?
Eine Wärmetherapie, eine Variante der Thermotherapie, wird in der Physiotherapie zur Behandlung von Schmerzen und nicht-entzündlichen Rückenerkrankungen verwendet. Durch die aufgetragene Wärme auf unterschiedliche Art und Weise entspannen sich die Muskeln, wodurch Verspannungen gelöst werden können.
Doch auch im Hausgebrauch kann man Wärme gezielt einsetzen, um die Schmerzen zu lindern, die durch Verspannungen im Rückenbereich entstehen.
Die Vorteile einer Wärmetherapie
Eine Wärmetherapie kann sich bei Rückenschmerzen wie folgt auswirken:
1. Sie beschleunigt den Heilungsprozess
Eine Wärmetherapie fördert die Heilung, indem sie die Durchblutung der Muskeln im Rückenbereich erhöht. Dadurch werden mehr Sauerstoff, weiße Blutkörperchen, Blutplättchen und essenzielle Nährstoffe in das geschädigte Gewebe transportiert.
Zudem reagieren die Nerven auf die aufgetragene Wärme, wodurch diese chemischen Botenstoffe freisetzen. Dies bewirkt, dass sich die Blutgefäße erweitern, somit sich die Blutzirkulation erhöht und die Temperatur der Haut ansteigt. Dieser Vorgang im Körper entspannt die Muskeln und reduziert damit die Beschwerden an den betroffenen Stellen. Weniger Schmerzen bedeutet, dass der Körper schneller heilen kann.
2. Wärme lindert schmerzhafte Muskelkrämpfe
Viele Arten von Rückenschmerzen kommen mit Muskelkrämpfen oder Verspannungen einher. Diese können äußerst schmerzhaft sein und die Bewegungsfähigkeit enorm einschränken.
Beim Verkrampfen der Muskeln wird die Durchblutung eingeschränkt, was bewirkt, dass ein Schmerzsignal an das Gehirn gesendet wird. Durch die aufgetragene Wärme bei der Wärmetherapie entspannen sich die betroffenen Muskeln wieder, der Blutfluss wird wiederhergestellt und somit die damit verbundenen Schmerzen gelindert.
3. Wärme sorgt für eine bessere Beweglichkeit
Eine Wärmeanwendung erleichtert das Dehnen der Weichteile um die Wirbelsäule, einschließlich Muskeln, Bindegewebe und Verwachsungen. Folglich sorgt eine regelmäßige Wärmetherapie am Rücken für eine bessere Bewegungsfreiheit. Der Betroffene kann somit wieder alltäglichen Dingen nachgehen, ohne unter Kreuzschmerzen zu leiden.
4. Wärme erleichtert therapeutische Übungen
In der Physiotherapie sind Dehnungen und Bewegungen grundlegende Bestandteile der Behandlung bei Rückenschmerzen. Dies kann sehr schmerzhaft für den Patienten sein, wenn die Muskeln verspannt und steif sind.
Bei einer Wärmetherapie vor den Übungen sorgt dafür, dass sich der Betroffene einfacher bewegen kann und weniger Schmerzen empfindet. Dadurch können die notwendigen Schritte besser durchgeführt werden, was letztlich zu mehr Erfolg der Behandlung beiträgt.
5. Wärme unterbricht die Übertragung von Schmerzsignalen
Unsere Nerven enthalten an den Enden Rezeptoren, welche miteinander konkurrieren, um das Gehirn zu erreichen. Daher ist es möglich, dass ein Satz aktivierter Rezeptoren einen anderen blockiert. Die Wärmetherapie aktiviert wärmeempfindliche Kalziumkanäle, welche die Schmerzrezeptoren direkt blockieren oder andere stimulieren können, um indirekt Schmerzen zu lindern.
6. Wärme setzt Entspannungshormone frei
Eine Wärmetherapie kann mentalen Stress reduzieren, indem sie den Cortisolspiegel im Blut senkt. Die entspannende Wirkung von Wärme ist der Grund, warum so viele Spa-Behandlungen Wärmeanwendungen wie heiße Steine, heiße Handtücher und heiße Bäder verwenden.
7. Wärme stärkt die Immunität
Eine erhöhte Körpertemperatur durch Wärmetherapie ahmt die Funktion eines Fiebers nach. Dies regt das Immunsystem an, auf mehreren Ebenen zu reagieren:
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Ein aktiviertes Immunsystem. Heiße Bäder aktivieren Monozyten, eine Art von weißen Blutkörperchen, die dabei helfen, abgestorbene Zellen zu entfernen, Infektionen zu bekämpfen und mehr Zytokine freizusetzen, bei denen es sich um kleine Proteine handelt, welche als Signale zwischen Immunzellen und anderen Körperzellen fungieren.
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Eine Verringerung der Entzündungsmarker. Häufige Saunabesuche werden mit einem geringen Gehalt an C-reaktivem Eiweiß im Blut in Verbindung gebracht. Niedrige Werte dieses Proteins weisen auf ein starkes Immunsystem hin.
8. Wärmetherapie kann Schmerzmittel ersetzen
Die Wärmetherapie ist effektiver und kostengünstiger als Schmerzmittel. Dabei gibt es zudem auch keine oder nur geringe Nebenwirkungen. Da Beschwerden insbesondere im unteren Rückenbereich sehr häufig auftreten, kann dies zu einer erhöhten Einnahme von Schmerzmitteln führen. Mit der Zeit wird der Körper davon abhängig und resistent.
Eine Wärmebehandlung dient somit als eine natürliche Form der Schmerzlinderung, ohne die Nebenwirkungen von Medikamenten in Kauf nehmen zu müssen. Zudem sorgt sie dafür, dass Stress und Anspannungen im Körper abgebaut werden, sich die Muskeln beruhigen und der Patient ebenso mental stärker ist.
10 effektive Methoden zur Wärmebehandlung
Nicht nur bei der Physiotherapie, sondern auch zu Hause kannst du Wärmeanwendungen in verschiedenen Methoden anwenden, um die Muskeln zu entspannen und die Schmerzen zu lindern.
1. Wärmepflaster
In der Apotheke oder einem Sanitätshaus erhältst du spezielle Pflaster, welche auf die betroffene Stelle am Rücken aufgebracht werden und durch eine chemische Reaktion Wärme auf den Körper abgeben.
2. Gelpackungen
Dabei handelt es sich um wiederverwendbare Beutel, die ein Gel auf Wasserbasis oder Gelkügelchen enthalten. Diese sind sehr praktisch, da sie sowohl für eine Wärmebehandlung verwendet werden können als auch zur Kühlung.
3. Elektrische Heizkissen oder Decken
Elektrisch beheizbare Kissen oder Decken können für eine erhebliche Entspannung von Rücken und Geist sorgen, was dir rundum guttun wird, besonders wenn du unter starken Schmerzen leidest.
4. Infrarotlicht
Auch für den Hausgebrauch gibt es inzwischen Infrarotlicht für die Wärmebehandlung zu kaufen. Dieses Licht ist nicht nur förderlich für deinen Rücken, sondern kann ebenso an anderen Körperstellen oder bei Erkältungen hilfreich sein.
5. Wärmekissen
Wärmekissen wie zum Beispiel Kirschkernkissen, welche man ganz einfach in der Mikrowelle erwärmt und dann auf den Rücken aufbringt, schaffen Linderung und Entspannung.
6. Sauna oder Dampfbad
Regelmäßige Saunagänge oder Dampfbäder sind ebenso eine hervorragende Unterstützung zur Physiotherapie und Schmerzlinderung im Rücken.
7. Heiße Steine
Bei dieser Behandlung werden glatte Steine erhitzt und auf die betroffenen Körperstellen aufgelegt. Du solltest dies allerdings zu Hause nur mit Vorsicht anwenden, da du dich sehr leicht mit den Steinen verbrennen kannst. Wird eine Spa-Anwendung mit heißen Steinen angeboten, kann dies jedoch eine gute Form von Wärmetherapie sein.
8. Wärmflasche
Dies ist womöglich eine der günstigsten Methoden, einfach eine mit heißem Wasser gefüllte Wärmflasche auf den Rücken aufzubringen.
9. Heißes Handtuch
Noch günstiger ist es, ein Handtuch ein paar Minuten lang in heißes Wasser zu tauchen, es auszudrücken und dann auf den Rücken zu legen. Zwar hält sich die Wärme nicht sehr lange, doch bei akuten Schmerzen kann dies eine schnelle Linderung bringen.
10. Heißes Bad
Oder du legst dich in eine heiße Badewanne, falls du eine zu Hause hast. Du kannst auch in einem Spa-Bereich Dampf- oder Schlammbäder machen. Ebenso eignen sich heiße Quellen sehr gut.