Während vielen Chefs der Begriff Burn Out geläufig ist, wissen nicht alle über das genaue Gegenteil, das sogenannte Bore Out Bescheid. Das perfide daran, es ist mindestens so gefährlich und schädlich für Betroffene und ihre Arbeitgeber wie Burn Out, nur oft deutlich schwieriger zu erkennen und richtig zu deuten. Wie Sie in Zukunft sich und Ihre Mitarbeiter vor Bore Out schützen oder es erkennen können, erfahren Sie hier!
Was ist Bore Out?
Lassen Sie uns kurz zum Beginn zurückkehren. Was genau ist Bore Out eigentlich? Bore Out ist das Gegenteil von Burn Out und bedeutet auf Deutsch übersetzt grob Leistungsverlust durch Langeweile und Unterforderung. Laut Studien fühlen sich etwa 20 % der Deutschen an ihrem Arbeitsplatz entweder unter- oder überfordert. Beides sind Zustände, die sowohl den Betroffenen als auch ihrem ARbeitgeber schaden können. In diesem Artikel werden wir uns auf die Unterforderung konzentrieren.
Der Begriff des Bore Out ist noch nicht allzu alt und wurde 2007 zum ersten Mal geprägt. Es entsteht in der Regel durch eine Kombination von Langeweile, Unterforderung und Desinteresse.
Wie erkenne ich die Symptome?
Die Symptome, die Sie bei sich oder betroffenen Mitarbeitern erkennen können, sind häufig sehr ähnlich zu denen von Burn Out und/oder Depressionen, was die korrekte Diagnose oft schwierig macht.
Zu den gängisten Symptomen zu Bore Out zählen Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Verlust von Interesse, sozialer Rückzug und Appetitlosigkeit. Mögliche körperliche Symptome können Verspannungen, Hautausschlag oder Magen-Darm-Beschwerden sein. Außerdem empfinden die meisten Betroffenen am Arbeitsplatz häufig Stress durch zu große (gefühlte) Unterforderung.
Warum ist es dann so schwer zu erkennen?
Häufig nutzen betroffene Täuschungsstrategien, damit sie weiterhin engagiert und viel beschäftigt wirken. Beispielsweise eilen sie ungewöhnlich geschäftig durchs Büro, stapeln besonders viele Dokumente auf dem Schreibtisch oder planen mehr Zeit für Arbeitsaufgaben als nötig. Manche verlängern künstlich ihren Arbeitstag oder sprechen auffällig oft von Überlastung am Arbeitsplatz und können (auch in der Freizeit) unreflektiert, aggressiv oder lustlos wirken.
Wie aber kommt es überhaupt zu der Unterforderung? Und warum tut scheinbar niemand etwas?
Ursachen für Bore Out
Die Ursachen für Bore Out sind grundsätzlich individuell unterschiedlich. Allerdings gibt es einige Ursachen, die die Entstehung von Bore Out fördern. Ganz allgemein kann es an empfundener Langeweile im Job liegen, die Sinnhaftigkeit der Aufgaben fehlt in den Augen der Mitarbeiter, die Mitarbeiter können sich nicht (mehr) mit ihrer Arbeit identifizieren. Zusätzlich kann es auch sein, dass Mitarbeiter in einer Rolle sind, die ihnen gar nicht zusagt oder ihren Qualifikationen und Stärken nicht entspricht.
Häufig gibt es auch Anlässe, die für beispielsweise die fehlende Identifikation mit der Arbeit oder dem Unternehmen sind. Könnten die Mitarbeiter diese durch subjektiv empfundene unfaire Behandlung oder Kündigungen von Kollegen, die niemand nachvollziehen kann verloren haben?
Auswirkungen von Bore Out
Natürlich können Sie als Chef nun sagen, dass Sie das gar nicht wirklich etwas angeht. Der Mitarbeiter macht immer noch seine Arbeit, die Zahlen stimmen und allgemein läuft doch alles gut. Dann sollten Sie vielleicht noch einmal genauer darüber nachdenken, denn Bore Out, der unbeachtet bleibt, kann sehr kostspielige Folgen nach sich ziehen.
Eine genaue Bezifferung der durch Bore Out entstehenden Schäden für das Unternehmen gestaltet sich als sehr schwierig. Aber einige entstehende Kostenpunkte können sehr wohl angesprochen werden. Beispielsweise arbeiten viele dieser Menschen besonders viel und lange, denn sie möchten schließlich arbeiten und leiden darunter genau dies nicht zu können.
Noch schwerwiegender ist Bore Out, wenn man an Talente denkt. Denn meist betrifft dieses Phänomen Personen, die Leistungsträger und Schnelldenker sind, was bedeutet, dass sie Aufgaben schlicht rascher erledigen können als ihre Kollegen. Aber auch genau hier liegt das Problem, denn natürlich wollen diese besonders talentierten Mitarbeiter ihre Kollegen für gewöhnlich auch nicht bloßstellen, oder aber sie haben Angst davor ihre Langeweile zu zeigen. Viel zu schnell wird Langeweile nämlich mit Faulheit verwechselt und die damit einhergehende Stigmatisierung ist im besten Fall unangenehm bis äußerst hinderlich für die weitere Karriere. Daher entscheiden sich diese Mitarbeiter tendenziell dazu, Arbeit und Stress vorzugaukeln, obwohl sie eigentlich sträflich unterfordert sind.
Dieser ständige Stress durch Unterforderung führt natürlich auch die Mitarbeiterzufriedenheit. Schließlich gibt es weniges, das frustrierender ist, als genau zu wissen, dass man so viel mehr tun, arbeiten und erreichen könnte als aktuell möglich ist. Sinkende Mitarbeiterzufriedenheit wird sich natürlich auch in gesenkter Leistung und weniger Motivation auswirken. Der nächste logische Schritt für viele Betroffene ist schließlich, dass sie sich auf dem Arbeitsmarkt umsehen, der insbesondere in der aktuellen Situation vielen Arbeitnehmern sehr gelegen kommt. Das bedeutet, zu der verminderten Leistung können auch sehr rasch hohe Fluktuationskosten für die Firma entstehen. Hierbei geht es dann auch nicht nur um die Kosten für die Nachbesetzung des ausscheidenden Mitarbeiters, sondern auch das Know-how, das mit dem Mitarbeiter verloren geht.
Gegenmaßnahmen gegen Bore Out
Wie also kann nun gegen Bore Out in den Reihen der eigenen Mitarbeiter vorgegangen werden?
Zuerst ist es wichtig, die Hintergründe hinter dem Bore Out ausfindig zu machen. Vielleicht gibt es Unterschiede zwischen den Anforderungen an die aktuelle Rolle des Mitarbeiters und den QUalifikationen, Stärken und Interessen des Mitarbeiters. Hier könnten Unternehmen sicherstellen, dass dieser Mitarbeiter an eine Stelle oder in eine Abteilung versetzt wird, die besser auf sein individuelles Profil passt. Eventuell können auch gemeinsam Perspektiven zur individuellen Weiterentwicklung entwickelt werden, die dem Mitarbeiter einen neuen Motivationsboost geben und es ihm erlauben seine Fähigkeiten deutlich produktiver einzusetzen. (Sie erinnern sich, Bore Out Betroffene MÖCHTEN arbeiten, sie können es nur aus unterschiedlichsten Gründen nicht).
Unternehmensweit kann es Sinn machen, sich einen Überblick über die Qualifikationen und Talente der einzelnen Mitarbeiter genauer zu informieren. Hierzu gibt es mannigfaltige Software, die es in einem weiteren Schritt auch erlaubt, möglichst viele Mitarbeiter mit möglichst optimal passenden Rollen auszustatten.
Das hat viele positive Auswirkungen, in beide Richtungen. Einerseits fühlt sich der Mitarbeiter wertgeschätzt, da seine Potenziale erkannt werden und er die Möglichkeit hat sie auszuleben und sich weiter zu entwickeln. Außerdem profitiert das Unternehmen davon, zufriedene und leistungsstarke Talente im Unternehmen zu halten und sie an den besten passenden Stellen einzusetzen.