Die Pandemie machte ab 2019 Maßnahmen in der Arbeitswelt möglich, die wir vorher nicht für möglich gehalten haben. So arbeiteten zum Beispiel als Reaktion auf die erste Welle von Covid-19 alle, die konnten, aus dem Homeoffice - eine nie gewesene Maßnahme. Und eine so plötzliche, dass sogar die Büromöbel knapp wurden, weil viele auf einmal ihr Homeoffice richtig einrichten wollten. Während Krisen solche neuen Maßnahmen hervorrufen, taucht mit diesen Maßnahmen auch immer die Frage danach auf, was noch alles möglich sein könnte. Besonders vor dem Hintergrund der schnellen Digitalisierung und Roboterisierung in Mitten der wir uns befinden ist es interessant und nötig, sich über alternative Arbeitsweisen und ein Umdenken der Arbeit Gedanken zu machen.
Immer mehr Berufe werden automatisiert
In vielen Bereichen der Industrie werden mittlerweile entweder Maschinen genutzt oder die Arbeit wird in andere Länder verlängert, weil man sonst auf Grund der höheren Produktionskosten nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten kann. Während in anderen Ländern der Profit oft auf der Grundlage geringer Löhne und langer Arbeitsschichten geschöpft wird, scheint eine Automatisierung von Berufen zunächst nur Vorteile zu haben: Die Maschinen, die die Arbeit dann ausführen, brauchen außer dem Kaufpreis und der Instandhaltung keinen Lohn und können, anders als Menschen, rund um die Uhr arbeiten. Außerdem sind Maschinen oft schneller, effektiver und fehleranfälliger.
Allerdings bringt dem Unternehmen die höhere Produktivkraft nichts, wenn es nicht auch Menschen gibt, die genügend Kaufkraft haben, um das Produkt zu erwerben. Das ist eben nicht der Fall, wenn die Menschen durch die Maschinen ersetzt werden und so ihre Arbeit ersatzlos verlieren. Natürlich verlieren nicht alle Menschen von 0 auf 100 ihren Job und natürlich können auch nicht alle Berufe ersetzt werden - In der Pflege zum Beispiel ist nachgewiesenerweise zum Beispiel nicht nur die Qualität der Pflege selbst, sondern auch das Zwischenmenschliche wichtig für den Patienten und auch kreative Berufe wie die des Journalisten oder des Künstlers werden wohl kaum vollständig ersetzt werden.
Jedoch zählt es zu den Grundsätzen einer Sozialdemokratie, dass das Überleben aller Bürger gesichert werden sollte, sodass es wahrscheinlich Maßnahmen für all die geben wird, die ihren Job tatsächlich verloren haben oder verlieren werden.
Das Bedingungslose Grundeinkommen als Absicherung
Damit Menschen mit der zunehmenden Robotorisierung nicht in großer Anzahl an der Armutsgrenze leben müssen, gibt es so einige Konzepte zur Absicherung. Das Bedingungslose Grundeinkommen ist eines davon. Wie der Name schon erklärt bekommt jeder Mensch ohne Bedingungen erfüllen zu müssen eine Grundsicherung, die in den meisten Konzepten 1000 - 1200€ beträgt. Finanziert wird das Geld durch die Reduktion der Bürokratie durch Renten, Arbeitslosengeld und ähnliches, da alle Menschen statt dieser Beiträge das Grundeinkommen bekommen würden. Außerdem wird oft von einer progressiven Steuer oder einer Vermögenssteuer geredet, um mit dem Grundeinkommen zusammen eine soziale Umverteilung und eine Verringerung der Schere zwischen Arm und Reich zu erreichen. Es gibt allerdings auch Konzepte ohne diese Art der Finanzierung. Wem die 1000€ nicht reichen, der kann sich zu seinem Grundeinkommen durch Lohnarbeit etwas dazuverdienen und so das Geld aufstocken. In den Rechnungen, die zu der progressiven Einkommenssteuer geführt wurden, verliert man dabei bei einem normalen Gehalt selten - höchstens bekommt man sein normales Nettogehalt ohne die Grundsicherung, weil diese quasi durch die Einkommenssteuer wieder eingezogen wird. Dies kann man sich allerdings auch als Möglichkeit nehmen, seine Arbeitswoche zu reduzieren, um mehr Zeit für zum Beispiel soziale Aktivitäten oder die Familie zu haben.
Nicht nur Lohnarbeit ist Arbeit
Wenn nicht mehr so viele Arbeitsplätze vorhanden sind und wenn alle Menschen das Bedingungslose Grundeinkommen bekommen, ist oft die Kritik, dass dann ja niemand mehr arbeiten würde. Bei diesem Argument handelt es sich allerdings um die Lohnarbeit, der natürlich nicht jeder nachgehen kann, wenn gar nicht genug Arbeitsplätze für alle vorhanden sind. Vergessen wird dabei oft die Arbeit, die eben nicht entlohnt wird. Das kann zum Beispiel die Arbeit in einem Verein oder in der Politik sein, kann allerdings auch bis zur Sorgearbeit bei der Familie zuhause gehen. Momentan wird Arbeit dadurch definiert, ob man etwas daran verdient oder nicht. Wenn man nichts verdient, dann handelt es sich bei der Aktivität um eine Freizeitaktivität und man muss diese nach einem vollen Arbeitstag erledigen, egal wie anstrengend diese ist. Außerdem ist es oft so, dass es auch bei dem sozialen und politischen Engagement ein Einkommensgefälle gibt - Wer nicht so viel verdient, muss sich voll um die Arbeit kümmern und hat nur wenig Energie für anderes Engagement. Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen werden zwei Folgen vorausgesagt: Die erste ist, dass dieses Einkommensgefälle wegfällt oder zumindest geringer wird und dass soziale und politische Partizipation für alle möglich wird. Die zweite ist, dass sich das Verständnis von Arbeit verändert. Neben der Lohnarbeit wird als zweite Arbeitsform auch die Freiwilligenarbeit vermutlich voll anerkannt und gewertschätzt werden. Arbeit würde dann nicht nur etwas sein, mit dem man Geld verdient, sondern etwas, mit dem man einen Teil zur Gesellschaft beiträgt.
Fazit
Unsere Arbeitswelt befindet sich in einem Wandel, man spricht oft von einer neuen Industrialisierung. Der Wandel geschieht dabei viel schneller als noch bei der ersten Industrialisierung und es ist die Aufgabe der Sozialdemokratie in dieser Zeit für das Auskommen der Bürger zu sorgen. Viele sind sich einig, dass das momentane Hartz IV oder Bürgergeld hierfür nicht unbedingt ausreichen wird und eine Vielzahl der Parteien spricht sich für ein solches Bedingungsloses Grundeinkommen aus. Die Einführung bedarf allerdings vieler Änderungen, die den jetzigen Sozialstaat in Deutschland vielleicht komplett umschmeißen würden. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Situation weiter entwickelt und wie die Politik auf die Entwicklungen reagieren wird.