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EMS-Training: Fitnessrevolution oder Marketingtrick?

15 September. 2021

Das EMS-Training, kurz für Elektro-Myo-Stimulation, ist ein allgegenwärtiger Trend in der Fitnesswelt. In vielen Werbungen wird mit dieser Art des Trainings geworben. Aber was ist dran an dieser neuen Form des Fitnesstrainings?

 

Alle Jahre wieder, lässt sich ein neuer Trend in der Fitnessbranche finden. Die Anbieter werben mit großen Versprechen, nach einiger Zeit setzt oftmals jedoch Ernüchterung ein. In der Folge verschwinden viele dieser „Fitnessrevolutionen“ wieder von der Bildfläche.

 

Seit einigen Jahren bewerben Fitnessstudios und Unternehmen das sogenannte EMS-Training. Die Versprechen klingen gut: Wenig Zeit fürs Workout und trotzdem gute Ergebnisse. Klingt zu schön, um wahr zu sein. Aber was ist dran an den Behauptungen der Hersteller und Studios? Wie gut ist EMS Training wirklich?

 

Was ist EMS (Elektro-Myo-Stimulation)?

Bei Elektro-Myo-Stimulation handelt es sich um eine neuartige Form des Trainings, bei der Elektroden am Körper des Trainierenden angebracht werden. Diese Elektroden senden elektrische Impulse an bestimmte Regionen des Körpers, um einen Reiz zu erzeugen. Diese Reize sollen wiederum dazu führen, dass der angesprochene Muskel mit einem verstärken Muskelaufbau reagiert. Soweit die Theorie.

 

Das Prinzip von EMS-Training ist nicht neu. Bereits seit den 1970er Jahren haben Physiotherapeuten auf elektrische Impulse zum gezielten Muskelaufbau gesetzt. Diese Form der „Schocktherapie“ wurde oftmals bei Zerrungen und anderen kleinen Verletzungen eingesetzt, fand aber auch bei der Therapie nach einer OP Anwendung. Gerade nach einem operativen Eingriff leiden die Patienten oft unter einem Rückgang der Muskulatur im operierten Bereich. Mit elektrischen Impulsen versuchen die Therapeuten, die Muskeln wieder anzusprechen und Reize für den Muskelaufbau zu setzen.

 

Elektro-Myo-Stimulation setzt auf das gleiche Prinzip: Ein elektrischer Stoß soll beim Training zusätzliche Reize setzen, und so den Aufbau der Muskeln begünstigen. Dafür muss der Trainierende vor dem Training Elektroden anlegen, die auf Kommando elektrische Impulse senden und so den Muskel stimulieren. Diese Elektroden sind beim EMS-Training meistens in Kleidungsstücke, wie beispielsweise Westen, integriert. Die Weste wird vom Trainierenden angelegt und die Elektroden senden Stromstöße mit niedriger Frequenz (50 bis 90 Milliampere) sowie einer geringen Spannung (etwa 5 Volt).

 

Wer Bedenken dabei hat, seinen Körper elektrischen Impulsen auszusetzen, kann beruhigt sein: Die beim EMS-Training eingesetzten Frequenzen und die Spannung sind für gesunde Menschen komplett unbedenklich. Zum Vergleich: Eine herkömmliche Steckdose in Deutschland liefert etwa 230 Volt.

 

Bereits seit einigen Jahren lassen sich in Deutschland Studios, die auf EMS-Training spezialisiert sind, finden. Nach aktuellen Schätzungen gibt es landesweit über 2000 Studios die EMS anbieten oder gar komplett auf das Training mit elektrischen Impulsen ausgerichtet sind. Auch Physiotherapeuten bieten Elektro-Myo-Stimulation als Form des Trainings an.

 

Was sind die Vorteile von EMS-Training?

Auf dem Papier klingt EMS-Training wie die perfekte Form des Trainings: Kurze Workouts, langanhaltende Resultate. So zumindest lauten die Marketingversprechen, mit denen Studios und Hersteller von EMS-Trainingsequipment werben. Tatsächlich bringt das bloße Tragen von Kleidung mit EMS-Elektroden nichts. Es muss parallel ein Training stattfinden, um die Muskeln auch wirklich zu stimulieren.

 

Dennoch kann EMS-Training für Menschen mit wenig Zeit durchaus eine gute Form des Workouts sein: Da die Sessions beim EMS-Training in der Regel nur 20-30 Minuten dauern, nimmt das Training nicht viel Zeit in Anspruch. Bei regelmäßigem Training lassen sich so bereits in weniger als 2 Stunden gute Ergebnisse erzielen. Zwar könnte die gleiche Zeit auch in reines HIT investiert werden, die zusätzliche Stimulation durch die Elektroden kann aber vielleicht noch etwas mehr aus den Muskeln herauskitzeln.

 

Darüber hinaus kann auch der finanzielle Aspekt von EMS-Training ein Anreiz sein, häufiger ins Studio zu gehen. Da die Kosten für ein Elektro-Myo-Stimulations Training vergleichsweise hoch sind (mehr dazu später), ist die Motivation für eine Trainingssession deutlich größer. Ansonst läuft man Gefahr, Geld zu verschwenden. In diesem Sinne kann EMS durchaus sinnvoll sein; allerdings eher als monetärer Anreiz, und nicht als effektive Trainingsübung.

 

Funktioniert EMS-Training?

Über die Effektivität von EMS-Training gibt es in der Sportwissenschaft teils heftige Diskussionen. Einige Studien belegen, dass das Training mit elektrischen Impulsen in etwa so effektiv wie ein herkömmliches High-Intensity-Training (HIT) ist. Der Kalorienverbraucht war bei beiden Formen des Trainings etwa gleich, was nicht unbedingt für die Marketingversprechen von EMS-Training spricht.

 

Zwar konnte im Rahmen einiger Studien nachgewiesen werden, dass bestimmte muskelbildende Hormone beim Training mit elektrischen Impulsen vermehrt ausgeschüttet werden. Dies bedeutet jedoch nicht automatisch einen größeren Zuwachs von Muskeln: Wie viel Muskeln wir nach einer Trainingseinheit zunehmen können, hängt von vielen Faktoren ab. Da unter anderem auch die Genetik hier eine entscheidende Rolle spielt, bedeutet eine höhere Ausschüttung von muskelbildenden Hormonen nicht automatisch einen größeren Zuwachs an Muskeln.

 

Um sich ein finales Bild über die Effektivität von EMS-Training machen zu können, müssen wir vermutlich noch ein paar Jahre warten. Erst dann werden mehr Studien darstellen können, ob das Training effektiv ist oder nicht.

 

Wie viel kostet EMS-Training?

Das hängt in erster Linie vom Studio ab. Viele EMS-Studios erheben eine Mitgliedsgebühr von etwa 80-120 Euro im Monat. Darin beinhaltet sind in der Regel 2-3 Trainingsstunden pro Woche unter Aufsicht eines professionelle Trainers. Wer das EMS-Training über einen Physiotherapeuten machen möchte, der muss in der Regel auch etwas mehr bezahlen. Hier sind dreistellige Beträge im Monat keine Seltenheit.

 

Was muss man beim EMS-Training beachten?

Da man seinen Körper bei der Elektro-Myo-Stimulation Stromstößen aussetzt, sollte man vor der ersten Trainingseinheit definitiv einen Arzt konsultieren. Auch wenn die Stöße von vergleichsweise geringer Frequenz sind und nur wenig Spannung haben, sollten gerade Menschen mit Herzerkrankungen vorsichtig sein. Gerade ein hochintensives Workout mit zusätzlichen elektrischen Impulsen kann eine Belastung für das Herz darstellen. Lassen Sie sich daher unbedingt von Ihrem Arzt beraten, ob EMS-Training für Sie geeignet ist.

 

Zusammenfassung

Das EMS-Training ist ein Trend in der Fitnessindustrie, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Dabei wirbt das Training mit elektrischen Impulsen mit Versprechen wie schnellerem und umfangreicherem Muskelwachstum. In der Praxis sind die Effekte von EMS-Training hingegen nur wenig anders zu denen von anderen Trainingsmethoden wie HIT.

 

Gerade die Kosten sollten nicht außer Acht gelassen werden. Eine Mitgliedschaft in einem EMS-Studio kann teilweise um ein Vielfaches höher liegen als bei einem herkömmlichen Fitnessstudio. Daher sollten Interessierte erst noch abwarten, ob weitere Studien die positiven Effekte von EMS wirklich belegen können. Bis dahin handelt es sich um einen Fitnesstrend, der mit Vorsicht genossen werden sollte.